ENDLICH

'Mein ganzes Leben musste ich gehorchen, jetzt sage ich, wo' s langgeht!' oder 'Immer musste ich tun, was andere von mir wollten, jetzt tu ich nur noch, was ich will' oder 'Nie hatte ich Gelegenheit, meine Träume zu leben, jetzt bin ich zu müde'.

So oder so ähnlich erzählen Menschen, vielleicht kennen Sie selbst diese Stimmungen oder solche Aussagen werden an Sie herangetragen.

Liegt der Weg im Pendeln von einem Extrem zum anderen - im Sinn von: Was ich nie hatte, nehme ich mir jetzt in rauen Mengen? Gibt es dazu eine Alternative?

Wie oder was antworten Sie in solchen Gesprächen?

 

JETZT ERST RECHT!

Wie ist diese Empörung 'Jetzt erst recht' tatsächlich gemeint?

Wurzelt der Impuls in Verbitterung, Angst, Hass, Rachelust? Ist er diese Gefühle zwar unter Umständen durchwandert, findet nun aber die Motivation aus innerer Kraft? Im Sinn von: es darf jetzt anders, gut werden?

 

OHNE ZWEIFEL

... gibt es Erfahrungen, die uns Menschen prägen, Verletzungen, die Narben hinterlassen, frühe Einschränkungen, die einer gesunden Entwicklung nicht zuträglich waren oder sie sehr stark bremsten. Das ist schmerzlich, keine Frage. Ich will solche Lebensgeschichten nicht kleinreden, nicht nivellieren.

Ich möchte allerdings die zweite Seite der Medaille wie ein neues Brillenglas dazustellen.

 

Ein harmloses, alltägliches Beispiel dazu:

Scheint die Sonne, setze ich rasch meine Sonnenbrille auf - das entspannt meine Augen. Nach einiger Zeit ziehe ich mich wieder aus der Sonne in kühlere vier Wände zurück. Nehme ich dann die Brille nicht ab, könnte ich mich fragen, warum es hier so dunkel ist, ob jemand vergessen hat, die Rollläden hochzuziehen. Ich könnte mich auch genervt auf einem Sessel niederlassen und mich ärgern - nach dem Motto: 'Alle so gemein und ich so arm - ich kann hier drinnen nichts sehen. In meinem Leben ist immer alles dunkel!'

Im Handumdrehen sieht die gleiche Umgebung anders aus - wenn ich schlicht die Sonnenbrille ablege.

 

MIT VERTRAUEN

Der Perspektivenwechsel liegt darin, dass Wesentliches in meiner Hand liegt: Durch welche Brille, mit welchem Blick schaue ich auf die Welt?

Soll es der gestrig-eingefärbte Blick bleiben? - 'Immer alles dunkel bei mir!'

Kann es ein vom Moment geformter sein? - 'Die Sonnenbrille hatte ihre Zeit und Notwendigkeit.

         Brauche ich sie jetzt gerade wirklich?'

Will es ein vertrauensvoller, hoffnungsfroher werden? - 'Was kommt muss nicht werden,

         wie es so oft war. Neue Räume, neue Begegnungen bringen neue Erfahrungen mit sich!'

 

Viktor E. Frankl eröffnete den Menschen immer wieder den Blick auf die Freiheit. Die Freiheit, meine Haltung, meine Brille wählen zu können. Dadurch ändern sich nicht automatisch die Bedingungen, die Gegebenheiten oder gar die Vergangenheit. Doch die Vielfalt meiner Möglichkeiten, damit umzugehen.

Vielleicht kommt es gar so weit, über die Sonnenbrille auf der Nase zu lachen.

OHNE ENDE

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