HOCHSAISON

Mitten in der Sommerzeit entkommt man den Fragen beinahe nicht: „Und, was hast du vor? Wo fährst du hin?“. Es wirkt, als läge es in unserer Veranlagung, in den warmen Wochen unwillkürlich an ferne Destinationen zu denken.

Neues zu entdecken, ist etwas Wunderbares – dazu zählt natürlich auch das Reisen. Nein, es folgt nun keine Abhandlung über Schadstoffbelastung durch Flugzeuge, Menschen wie Sardinen am Strand oder ähnliches, nur die Frage nach dem Umgang mit unserem Gepäck.

 

Endlich!

Wie weit auch immer Sie Ihre Sehnsucht nach der Ferne getragen hat, Sie kennen wohl das Gefühl:

Sie steigen aus dem Flugzeug, öffnen die Tür Ihres Autos, setzen den letzten Schritt zum Gipfel, … atmen ein und spüren dieses zufriedene Gefühl von:

„Endlich! Angekommen!“ Die Anstrengungen liegen hinter uns, wir erobern das Unbekannte, Ersehnte oder auch bereits Vertraute und richten uns für die Urlaubszeit in der Fremde ein.

 

Verdient!

Je nach Destination und Bedürfnis finden wir Unterschiedliches vor: Jubel, Trubel, Langsamkeit, gepflegte Geschichte, Freundlichkeit, pulsierende Städte, Respekt, Sehenswürdigkeiten, Stille etc. manchmal auch überraschend anders als vorgestellt.

Wir könnten uns nun an all diesen Angeboten einfach „bedienen“, schließlich haben wir über ein Jahr hinweg Entbehrungen auf uns genommen… jetzt scheint der Urlaub mit allem drum und dran „verdient“.

Ich wollte mich doch eigentlich mit dem Gepäck auseinandersetzen. Also:

 

Ausgleich

Wir bringen unsere Kleidungsstücke, Hygieneartikel etc. mit. Diese Dinge nehmen wir wie selbstverständlich  auch wieder mit nach Hause.

Doch tragen wir nicht auch so manche Frustration, Enttäuschung, Leere, Ärger, Hoffnung auf Erkenntnis mit uns? Mitunter kommt es vor, dass diese Gepäckstücke größer sind als die sichtbaren Koffer oder Rucksäcke. Wohin mit dem inneren Ballast? Gerne würden wir ihn irgendwo zurücklassen.

Wie erleichternd wäre es, diese große Last an fernen Orten abzustellen und eilenden Fußes wieder von dannen zu ziehen – ahnend, dass wir beim Öffnen der eigenen Haustüre wieder freudig von ihr begrüßt würden.

Es gibt wohl nichts dagegen einzuwenden, loszuziehen, um mit dem inneren Gepäck umgehen zu lernen. Welche Bereicherung, wenn andere Menschen, Orte, Höhen, … uns dabei behilflich sind, neue Aspekte zu entdecken.

Würden wir jedoch unseren Ballast einfach dort stehen lassen, behandeln wir Mensch und Umwelt wie unsere private Mülldeponie. Würden wir einfach auf Lebensstil, Weisheit, Erfahrung anderer zugreifen, gleicht das einem Selbstbedienungsladen, in dem wir Mensch und Kultur wie wertlose Waren behandeln.

Wie gestalten wir also einen Ausgleich? Gelangt unser Miteinander zu einem Nehmen und Geben, das über das Begleichen von Rechnungen hinausreicht?

Welche Schätze, welche Wertschätzung möchten Sie gerne geben – in fernen Ländern bis hin zu persönlichen Begegnungen?

Selbstverständlich sind Krisen davon ausgenommen – es ist notwendig, in schweren Zeiten einfach zu nehmen, zu bekommen, ohne nachzudenken. In Schmerz und Not muss es schon mal erlaubt sein, einfach nur zu brauchen – ob während der Wehen, am Zahnarztsessel, in Trauer…

 

Vielleicht wollen Sie vor der nächsten Abreise einen Blick zurückwerfen – unerheblich in welcher Saison, ob Sie ein Land, einen Menschen oder sich selbst besuchten und dem Erlebten nachspüren …

 

Was uns gegeben ist, ist uns geschenkt!

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