Heimkehr

Sie kennen vermutlich die Aussage von Karl Valentin ‚Heute geh ich mich besuchen. Mal sehen, ob ich zu Hause bin’.

 

Angenommen, Sie würden jetzt einen Besuch bei sich abhalten: Wie finden Sie sich vor? Freudig, unsicher, pulsierend, irritiert, herzhaft lachend, interessiert …

Sind Sie gerne bei sich zu Gast?

Unter welchen Umständen fühlen Sie sich besonders wohl bei sich selbst?

 

Diese Fragen sind vielleicht etwas ungewöhnlich. Lassen Sie mich dazu einen Vergleich anstellen…

 

Grundriss der Vielfalt

Zu einem Heim gehören in der Regel mehrere Räume. Sie dienen unterschiedlichen „Funktionen“, haben eine spezifische Bedeutung, geben verschiedenen Bedürfnissen und Notwendigkeiten Raum. In manchen können Sie sich stundenlang aufhalten, andere verlassen Sie nach kurzer Zeit wieder.

Kommt Ihnen in den Sinn, Ihr Schlafzimmer zu vermieten, nur weil Sie ‚lediglich’ darin schlafen? Oder wollen Sie ab sofort nur noch Ihre Küche reinigen, weil Ihnen kochen und essen am wichtigsten ist und den Rest Ihres Hauses verkommen lassen? Beides scheint absurd.

Jeder Winkel gehört Ihrem Zimmer, der Wohnung, dem Haus. Die Summe der Teile macht das Ganze aus.

Die Pflege der Räume liegt in unseren Händen, die Gestaltung gar in unseren Träumen.

 

Übertragen wir nun unsere vier äußeren Wände auf unser inneres Zuhause, könnte das bedeuten, dass uns erst die Vielfalt ganz macht! Die individuelle Vielfalt unserer Gefühle, Fähigkeiten, Talente, Werte – die glänzenden, strahlenden, wie auch jene Aspekte, die uns unangenehm, vielleicht sogar peinlich sind.

 

Entstauben

Gleich, wie sich in unseren Räumen Staub verteilt, können sich auch auf unser Innenleben Trägheits-, Bequemlichkeits- oder Angst-Partikel legen. Vor allem auf unbewegten Objekten legt sich der graue Film am leichtesten nieder. Wenn wir selbst zu lange wie ein unbewegter Lampenschirm ‚herumhängen’, beginnen auch wir innerlich zu ergrauen.

 

Manchmal unterstützen uns geprägte Zeiten wie der anbrechende Frühling, der Weg auf Ostern zu, um in Bewegung zu kommen. In anderen Momenten hilft ein kräftiger Windstoß von außen durch vertraute Menschen oder wir greifen selbst zu Staubtuch und Besen … und können heim-kehren zu Lebendigkeit, Freude, Dankbarkeit.

 

Für die Besuche bei sich und anderen wünsche ich Ihnen offene Türen, belebende Begegnungen und Freude am Entdecken des Lebens in Vielfalt und Fülle.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0