MUTSPIEL

Sie kennen die Musiker Wolfgang und Christian? Richtig, deren Nachname schreibt sich Muth­spiel, und ich entlehne ihn hier für ein Wortspiel. Die beiden leben, was je­dem Menschen zu wünschen ist: Inneres tritt spielerisch nach außen, in ihrem Fall mit der Sprache der Musik – berührend, originell, unerwartet und ein Gewinn für uns Zuhö­ren­de.

Hören wir Musik mittels diverser Tonträger, liegt der Vorteil unbestritten darin, dass wir Lieblings-nummern immer wie­der hören können. Un­ver­gleichbar ist jedoch ein Live-Auftritt, ein wirkliches Er-Leben also. Die bekannte Num­mer wird angesagt und klingt doch auf einmal unerwartet neu. Andere, zusätzliche Töne sind zu hören – bewusst gesetzt oder ungewollt passiert. Herrlich lebendig. Leben eben.

Gerade gehen wir in die Tage des Advents, des Erwartens, des Ankommens. Worauf warten, hoffen Sie eigentlich noch?

 

Programmiersprache

Die Aufgabe in der Entwicklung von Programmen für Maschinen und Anlagen liegt darin, dass immer gleiche, vorhersehbare Abläufe wiedergegeben werden, eben nach einem ge­nau­en Programm funktionieren. Es macht durchaus Sinn, wenn die Gondel in der Station die Türen öffnet, damit Gäste einsteigen können und sie nach oben transportiert, um sie dort wieder zu entlassen. Wer zieht schon frühzeitiges Aussteigen aus der Höhe vor, außer im Notfall. Es sorgt für Sicherheit, wenn diese Prozesse vorhersehbar ablaufen. Gedankenlos können wir solche Maschinen dann nutzen.

Ohne Probleme können wir auch unser Leben auf diese Weise ablaufen lassen. Vielleicht ist Ihnen der Text des Volksliedes ‚Was ist heute für ein Tag’ bekannt. Darin folgt die Aufzählung: ‚Wenn alle Tag Montag Knödltag, Dienstag Nudeltag, Mittwoch Strudeltag… wär, dann wär’ ma lustige Leut.’ Eine wunderbare Erleichterung für den Koch, die Köchin, bedarf es keiner großen Überlegungen bezüglich des Speiseplans. Auf Dauer wird es jedoch unendlich langweilig und vorhersehbar, wenn jedes Gericht aus den immer gleichen Zutaten besteht, der Geschmack mit in Form gegossen ist. Außer bei Lieblingsspeisen – die ‚müssen’ natürlich immer genau so schmecken.

Ob wir auf diese Weise tatsächlich ‚ohne Probleme’ leben können? Worauf sollen wir dann noch warten? Wenn heute schon klar ist, wie das Morgen sein wird, bleibt kaum Raum für Überraschung. Versuchen wir auf diese Weise Spontaneität und Freiheit zu programmieren?

Anders, wenn eine liebe-volle Ordnung einen Rahmen bietet, in dem sich immer wieder un­er­­war­­te­ter Geschmack einmischen kann.

 

Wenn sich das Leben einmischt

Stellen Sie sich vor, Sie spülen Geschirr, lesen ein Buch, fahren mit dem Auto und eine Ah­nung steigt in Ihnen auf: ‚Unerwartetes, Unglaubliches, Großes liegt für mich bereit’. Viel­leicht fällt Ihnen der Teller, das Buch aus der Hand, Sie brechen in Gelächter aus, fragen sich, ob Sie verrückt sind, erkennen gerade noch, dass die Ampel rot leuchtet. Diese Zusage lässt aber nicht locker, wiederholt sich und wartet auf Ihre Zustimmung.

Tabletten und Psychiatrie helfen auch in diesen Fällen nicht, wenn die Stimme der Sehn­sucht auf uns wie auf eine Jungfrau trifft, der Unmögliches zusagt ist. Etwas Neues, Wunderbares will geboren werden, Kraft unserer Begabungen, unserer Möglichkeiten. Wir sind guter Hoff­nung.

 

Das fordert unser Ja, unsere Bereitschaft, unsere Verantwortung.

Wir sind ermutigt, unsere Karten auf dieses Mut-Spiel zu setzen. Der Einsatz ist unser Leben, der Gewinn innere Erfüllung.

Was kommt, wissen wir nicht. Es bleibt eine Ahnung und das Aufleuchten unbeirrbarer Ge­wiss­heit an den Heiligen Abenden unseres Lebens.

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