HERZEIGEN

Ich vermute, Sie kennen das: Ihnen begegnet ein Mensch, der von Erfahrungen erzählt, die reichlich über dem glaubwürdigen Maß liegen, sich mit Statussymbolen umgibt, die in erster Linie Eindruck machen sollen und mit Ausdrücken um sich wirft, die wohl gut klingen, jedoch jeglichen sinnvollen Zusammenhang vermissen lassen.

Die Fassade klebt fest am Mauerwerk. Doch wehe, sie gewinnt an Lockerheit - was ist dahinter zu erwarten, zu befürchten, zu erhoffen?

 

Was zeigen Sie gerne von sich selbst her?

 

AUS ...

In Begegnungen wie den oben beschriebenen, beschleicht mich schnell der gefühlte Eindruck 'Bitte nicht kratzen'. Die Oberfläche ist dünn, aber genau darauf bewegt sich das Gespräch, das Verhalten. Manchmal liegt selbst das Ungute so nah: womöglich erkennen wir uns selbst in der Rolle derer, die so tut als ob, im Gehabe dessen, der mehr vorgibt als er hergibt.

'Jetzt ist Schluss mit lustig', besagt eine Redewendung. Mit Humor hat so ein Verhalten selten zu tun; mit Krampf, Kampf, Druck schon eher. Mir scheint, wir wirken verloren. Mit dem Fuß am durch­getretenen Gaspedal, der Schalthebel im Leerlauf. Viel Lärm um nichts.

Kann es wirklich sein, dass genug nicht reicht?

Schmerzt die Überzeugung, die anderen bekämen immer mehr vom Kuchen? Mit der Konsequenz: Ich muss mehr Ein-Druck machen!

Verfallen wir dem Irrtum, dass wir durch ein Übermaß - an Besitz, Makeup, Nacktheit, Alkohol, Arbeit etc. - meinen, uns selbst zu lieben und von anderen Liebe zu erfahren?

Wieso aber agieren wir auf diese Weise? Welchen Namen trägt die Sehnsucht, die hinter diesem Hasten nach Aufmerksamkeit steckt?

 

Ohne Umschweife: Wir sehnen uns nach Liebe. So einfach.

Und: wir sind nicht immer in der Lage, ihr zu vertrauen, geschweige denn, sie mit offenen Armen zu leben.

Wir beginnen auf uns aufmerksam zu machen. Je größer die Not, umso greller die Me­thoden. Die Fassade wächst zur untragbaren Mauer, nimmt vielfältige Formen an und lässt uns entstellt, entseelt zurück.

 

... UNSEREM INNEREN

Wie Schüttelfrost schleudert uns eine Zeit der Krise, wie eine Zurück-Weisung, hin zur Frage 'Wer bin ich?'. Eine ungebetene Gelegenheit, dieses künstlich errichtete Mauerwerk abzutragen, bis wieder wir selbst zum Vor-Schein kommen. Eine lackierte Rose erhält wohl ihr Farbe, doch ist sie für Insekten unnütz.

Mit jedem Abtragen der Schichten strahlen wir aus dem Inneren und ziehen, locken an, was zu uns gehört.

Fragen Sie sich in einem ruhigen Moment, während eines Spazierganges, im Schein der Sonne:

Was wärmt mein Herz?

Wobei vergesse ich die Zeit?

Was verschenke ich gerne aus meinem Inneren?

Und wenn Sie darauf keine Antwort finden: Haben Sie Sehnsucht danach?

 

Und womöglich beginnen Sie aus tiefstem Herzen zu vertrauen, Ihre Arme zu öffnen, und es beginnt zu fließen, was Ihrem

Herz eigen

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