WAS ES IST

In der Zeit, als ich es urlaubsbedingt nicht tat, fragte ich mich, was es ist, zu unterrichten, Vorträge zu halten, Inhalte zu vermitteln.

Ich habe es ja selbst über viele Jahre in Schulen und bis heute in Aus- und Fortbildungen erlebt, dass Wissenswertes an mich herangetragen wird. Dieser Transfer ist teils wahrhaft gelungen, manchmal fiel mehr durch als hängen blieb und es kam auch vor, dass ich mich mit dem ‚Fleck‘ nicht von der Stelle bewegen konnte.

Im Monat des Schulbeginns frage ich einfach mal:

Was motiviert und was blockiert Sie am Lernen?

FÜR’S LEBEN

Haben Sie ihn auch gehört, diesen Satz ‚Du lernst nicht für mich – du lernst für’s Leben!‘ Mit Nach-Druck, Motivation, Ermutigung von Lehrern, Eltern, Menschen im Umfeld deponiert. Je nach Stimmung und Unterrichtsfach konnte ich dieser Aussage vollkommen zustimmen oder holte mehrfach zu Ein- und Widerspruch aus. Richard David Precht’s Aussage ‚Lernen ohne Genießen verhärmt, Genießen ohne Lernen verblödet.‘ kann ich viel abgewinnen.

Was können wir anderen mit Genuss vermitteln?

Woran liegt es, dass manches auf fruchtbaren Boden fällt?

Wie vermag es zu gelingen, eine Atmosphäre der Neugierde und Offenheit für Neues zu schaffen oder zu erhalten?

 

NAHE BRINGEN

Pädagogin, Vortragende, Lehrerin sind korrekte Bezeichnungen für einen wesentlichen beruf–lichen Tätigkeitsbereich, der mich erfüllt. Und doch suche ich nach einer Alternative ... so etwas wie ‚Nahebringerin‘ würde es treffender beschreiben. Werde ich diesem Zugang gerecht? Ich stelle mir dir drei Fragen von vorhin am besten selbst.

Wenig überraschend bemerke ich, dass ich am besten und genüsslich vermittle, wovon ich über-zeugt bin, was ich selbst erlebt habe, worüber ich mich freue, es mit anderen zu teilen.

 

Für die Sache mit dem fruchtbaren Boden wechsle ich in die Position der Teilnehmerin:

Je mehr ich bereit bin, den eigenen Untergrund selbst zu bereiten, umso leichter können Samen ins Erdreich fallen und Frucht tragen. Je offener und aufmerksamer ich bin, je mehr ich mich mit den Inhalten auseinandersetzen will, umso erfüllender kann die Zeit werden.

Gleichzeitig muss ich mir auch eingestehen, dass ich für manche Inhalte wenig Wärme aufbringe.

 

Die Frage der Atmosphäre ist von grundlegender Bedeutung für mich:

Mir scheint, als wüchse mit der Qualität der Beziehung eine Atmosphäre der Freude. Manche Stunden, Ausbildungseinheiten konnte ich nicht erwarten. Das hing einerseits mit der Materie, andererseits mit den Personen zusammen, die wir gemeinsam lernten oder die uns lehrten. Entsteht keine glückende Beziehung, wird die Angelegenheit trocken, sperrig bis freudlos.

Als ‚Nahebringerin‘ halte ich etwas für mein Gegenüber bereit. Was ich bringe, ist größer als ich und mein Gegenüber – sei es Musik, Spiritualität, logotherapeutische Inhalte. Der Zugang steht uns beiden offen, davon gehe ich aus. Sich an diesen Zugang spielerisch zu nähern, fordert Kreativität, Empathie, Gelassenheit, Geduld, Vertrauen, Kontinuität ... Beinahe denke ich ob dieser Aufzählung, dass das gar nicht möglich ist.

Wenn das Vermitteln gelingt, beim Gegenüber Türen aufgehen, inhaltliche Felder zu sprießen beginnen, entsteht ein Gefühl, als wäre doch alles zur gleichen Zeit erlebbar. Es ist beinahe wie nichts tun, vielmehr Hingabe. Wie ein Stehen neben der Quelle, die unentwegt Wasser hervorbringt.

 

Jene Stunden, Einheiten, in denen ich oder wir mit dem Rücken zur Quelle stehen, uns wundern, weshalb hier nichts rinnt und versuchen, selbst einen Fluss zum Fließen zu bringen, sind eher verkrampft. Auch das gibt es. Dann wächst die Sehnsucht nach dem ‚wie von selbst‘.

 

Und ich frage mich, will ich diese Tätigkeit weiter ausüben? JA, ohne Zweifel!

ES IST MEHR, ALS ICH BEGREIFE

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