So simpel, logisch und selbstverständlich die Aussage scheint, so faszinierend ist sie – nicht nur auf mich, sondern auf uns alle, unser Dasein, unser Miteinander bezogen.Bei der Lektüre von Br. David Steindl-Rast beeindruckte mich die Betrachtung dieser schlichten Erkenntnis ‚Es gibt mich‘, zumal sie wesentliche Konsequenzen mit sich bringt.
Wenn es mich gibt, ist damit auch Grund und Ausrichtung, letztlich Sinn verbunden.
Wie klingt diese Feststellung in Ihren Ohren?
Was gibt Ihnen diese Aussage?
GESCHENK ...
Während ich diese Zeilen schreibe, und vielleicht auch, während Sie sie lesen, erklingt Musik: unbezahlt, unaufgefordert, bezaubernd singen seit Tagen wieder Vögel. Dass sie das nicht nur für mich tun, ist mir bewusst, und dennoch freue ich mich unglaublich darüber. Was für ein Geschenk, dass wir mit Organen ausgestattet wurden, auf diese Weise aneinander teilhaben zu können.
Kein Mensch konstruierte sich selbst im Prozess des Entstehens, der Entwicklung im Mutterleib. Allein unser Körper mit seinen unzähligen Funktionen ist uns geschenkt. Darüber hinaus sind uns Talente, Wesenszüge, ... ins Herz gelegt. Eine Fülle wurde uns unbezahlt, unaufgefordert und bezaubernd gegeben. Diese Tatsache lässt uns benennen: ES GIBT MICH und ES gibt mich immerzu ins Leben.
Wir könnten fortan mit einer Schleife herumlaufen, weil wir Geschenk sind.
Ein verpacktes Geschenk ist zwar geheimnisvoll, weil wir noch nicht wissen, was sich darin verbirgt. Doch wir können auch nichts damit erleben. Ein Geschenk gewinnt eine neue Dimension, sind Schleife und Papier entfernt. Dann wird erkennbar, wozu der Inhalt dient.
... AUSPACKEN
Nur für uns selbst zu existieren, führt in die Isolation. Legen wir die Schleife ab, kommen wir uns selbst, unserem Potenzial, unserem Wofür immer näher. Wir können uns fragen: Wozu dient mein Leben?
Martin Buber brachte eine Grundlage unserer Existenz ganz unaufgeregt auf den Punkt:
‚Der Mensch wird am Du zum Ich‘. Beide sind bereits konkret in dieser Welt, Du und Ich. Indem daraus Beziehung entsteht, wir einander zu erkennen beginnen, werden wir Mensch.
Hilde Domin erkennt diesen Wesenszug in ihrer wunderbar lyrischen Erkenntnis:
Es gibt dich
weil Augen dich wollen
Dich ansehen und sagen
dass es dich gibt
Es gibt uns, damit wir über uns hinaus sind.
Was bedeutet ‚Mein Leben ist mir geschenkt‘ für Sie?
Wobei erleben Sie sich als gebender Mensch?
Womit hat Sie das Leben zuletzt überrascht?
Unsere Existenz endet nie an isolierter Haut – selbst diese Hülle öffnet sich zur Welt hin. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine erleben wir beinahe hautnah, wie verletzbar wir sind, wie sehr wir aufeinander angewiesen und zu Hilfe bereit. Spenden, Transportdienste, Konzerte, Clowns an der Grenze, Güter sortieren und paketieren, Räume zur Verfügung stellen ... Unglaubliches geschieht angesichts des Unglaublichen.
Wir sind dazu im Stande und aufgerufen, weil wir nicht nur für uns selbst, sondern für einander feststellen: Es gibt mich
UND ICH KANN GEBEN
Die Zitate sind folgenden Büchern entnommen und empfehlenswert:
Buber, Martin, Das dialogische Prinzip, Gütersloher Verlagshaus 2014
Domin, Hilde, Gesammelte Gedichte, S. Fischer Verlag, 1987
Br. Steindl-Rast, David, Orientierung finden, Tyrolia 2021
MEIN LEBEN IN VERTRAUEN WURZELN
FÜR EIN TRAGENDES FUNDAMENT
Ein Seminar, um das eigene Vertrauen aufzuspüren
und als Fundament unseres Handelns zu festigen
08.-09. April 2022, Bildungshaus St. Hippolyt, St. Pölten
KANN GUT SEIN
HERZHAFTE IMPULSE FÜR DEN ALLTAG
Sie tragen meine Impulse lieber am Ohr? Hören Sie doch mal in die Downloads.
39 Anregungen zu verschiedenen Themen, in 2-4 Minuten im Lehnstuhl, beim Spazieren einzunehmen ... Langzeitwirkung nicht ausgeschlossen.
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