Was für ein Glück: seit Ende Juli bereichert ein Hund mein Leben. Ich freue einfach an seinem Wesen, lache über seinen Witz, seine Originalität, staune über seine schnelle Auffassungsgabe.
Er kam im Welpenalter zu mir; dementsprechend gab und gibt es viel zu lernen – für uns beide.
‚Ein Hund lernt immer‘, erinnert uns der Trainer in der Hundeschule. Somit lernt er auch, wenn ich nicht Acht gebe und auch Dinge, die er nicht darf – meiner Ansicht nach zumindest. Ja, das kann auch lästig sein und mich auf die Palme bringen.
Was machen Sie, wenn Sie auf 180 sind?
AUF DIE PALME ...
Auch spazieren gehen will mit Hund gelernt sein, damit es für beide entspannt wird und bleibt. Spannt die Leine und er zieht, gibt es mehrere Methoden, einen Hund davon abzuhalten. Eine davon ist: Stehen bleiben! Mit dem Ruf ‚Zurück‘ lernt der Vierbeiner, dass er entweder zu mir kommen oder schlicht so weit kehrt machen muss, dass die Leine locker wird. Und weiter geht’s. Eine gute Methode.
Manches Verhalten war ihm in den ersten Wochen lustiger als mir – rauf auf die Couch, in Hosen zwicken, an Sesselbeinen nagen etc. Wenn ich mit meinen Ideen, das zu unterbinden, nur zur Steigerung seiner Aktion und meiner Verzweiflung beitrug, hatte nur einer Vergnügen daran. Ich war es nicht. Ohne Zweifel gönne ich Tapezierern, Schneidern und Tischlern ihren Umsatz, aber nicht meines Hundes wegen.
Unmut, Ärger, Hilflosigkeit taten sich auf. Gleichzeitig wusste ich, dass uns ein Frontaufbau nicht weiterbringt und wollte trotzdem, dass er einfach aufhört mit dem lästigen Getue.
In seinen Augen brachte es gute Unterhaltung – mich dafür auf die Palme.
Doch was mache ich dort oben?
... UND WIEDER RUNTER
Manche Methode in der Hundeerziehung ist gleichermaßen hilfreich für Menschen.
Stehen bleiben
Zurück!
Haben Sie schon mal erlebt, dass einer von zwei sich anschreienden Menschen lauthals einlenkt ‚Genau, du hast Recht!‘? Wohl kaum. In aufgewühlter Rage reicht unser Blick bis zu unseren Wimpern und wieder zurück. Die Höhe der Palme, das Temperament der Gefühle und Emotionen bringt mit sich, dass wir außer uns sind. Also:
Stehen bleiben
Ein erster Schritt besteht darin, wahrzunehmen – bevor wir los schießen: ‚Mein Gott, das ärgert mich! Es ist zum Aus-der-Haut-fahren!‘ Damit fügen Sie niemand Schaden zu. Sie benennen, was ist und verschaffen dem Druck ein erstes Ventil.
In einem zweiten nehmen Sie doch mal über Ihre Fußsohlen Kontakt zum Boden auf. Da ist Leere drunter? Verständlich, denn wenn Sie sich bei den Kokosnüssen aufhalten, beträgt der Abstand zum Boden tatsächlich einige Meter. Doch genau dieses Spüren bringt Sie wieder runter. Damit können wir heraussteigen, worin wir uns zuvor hineingesteigert haben.
Ein dritter Schritt bringt uns zur Frage, was uns so aus der Fassung gebracht hat, worum es im Wesentlichen ging bzw. welche Aktion nun zu setzen ist – sofern noch notwendig (z.B. die Nummer des Tischlers speichern ... nur ein Scherz, ich benötigte nie solche eine Reparatur)
Thomas Roithner, Friedens- und Konfliktforscher, beschrieb am 18.09.2022 in der Ö1-Sendung ‚Gedanken‘: es geht um die ‚Stärkung des Rechts, nicht das Recht des Stärkeren‘. Mit solcher Haltung sind wir auch schon wieder beim Zurück! Statt auf 180 zu bleiben, haben wir uns um 180° gedreht, die Spannung lässt aus, wir können einander wieder in die Augen schauen
UND WEITER GEHT‘S
Kommentar schreiben