In diesen Tagen kann es schon vorkommen, dass wir in Vorfreude auf den Frühling die leichtere Hose probieren und realisieren: passend fühlt sich anders an. Wenn Kleidungsstücke zu eng sitzen, ist das verzwickt, wir wissen jedoch um entsprechende Abhilfe.
Anders gestaltet sich die Lage, wenn es im Miteinander eng wird. Gerald Hüther beschreibt in seinem Buch ‚Lieblosigkeit macht krank‘ die Auswirkung von Verstrickungen im Umgang mit uns selbst und mit einander. Der Neurobiologe zeichnet ein Bild der Vorgänge in unserem Gehirn, während wir versuchen, mit Lieblosigkeit umzugehen. Dass unser Hirn samt unserem gesamten Organismus Lösungen bevorzugt, die uns zu Lebendigkeit führen, ist erfreulich wie beruhigend gleichermaßen.
Wie lösen Sie sich aus unguten Bindungen?
GEFANGEN
Eine unvorsichtige Biene kann schnell ins Netz gehen. Sie wird zum gefundenen Fressen für Spinnen. Ist sie in die feinen Fäden verwickelt, gibt es kein Entrinnen; ihre Fähigkeit zu fliegen hilft dann leider auch nicht mehr.
Ähnlich verhält es sich mit unserem Gehirn: es entwickelt sich, sucht nach kreativen Lösungen, spinnt neue Ideen, strebt nach Beziehungen zu anderen Menschen ... Ein Glück, wenn es seiner Natur folgen kann.
Unglücklich verläuft der Weg, wenn es dabei zu oft vermittelt bekommt, dass das alles Blödsinn sei, unnötig, falsch etc. Je öfter ein Mensch mit solchen Aussagen, vor allem in sehr jungen Jahren, konfrontiert wird, umso dichter legt sich ein ‚Netz‘ gleich jenem der Spinne über die Bereiche des Gehirns, die uns grundsätzlich das ‚Fliegen‘ ermöglichen, also das Finden von Lösungen. Das tut weh und fühlt sich sogar wie körperlicher Schmerz an. Damit wird es dermaßen beschwert und verwickelt, dass es seine Fähigkeit einbüßt und nach weniger schmerzhaften Alternativen sucht – vergleichbar einer Fehlhaltung.
Wir reden uns dann das Ungute schön, Bedürfnisse aus und am besten gar nicht mehr miteinander.
ENTWICKELT
Wo für die Biene das Ende beginnt, steht uns ein neuer Beginn bevor. Und zwar deshalb, weil wir uns des Netzes bewusst werden können.
Was wir dafür brauchen?
Es beginnt wohl mit der Bereitschaft wahrzunehmen, wie es gerade wirklich ist, dem Zugang zu unseren Bedürfnissen, der Offenheit, unseren Gefühlen zu trauen, die Erinnerung an die Zeit vor der Verstrickung, das Verbinden mit unseren Werten. Dazu sind wir im Stande, weil wir frei sind!
In welchen Gedanken sind Sie zu oft verstrickt?
Was oder wer ermutigt Sie, nach Lösungen zu suchen?
Wodurch nehmen Sie die gewonnene Freiheit wahr?
Nicht immer haben wir für solche Gedanken und Überlegungen Zeit. Es kann durchaus hilfreich sein, das gemeinsam mit anderen zu tun oder sogenannte geprägte Zeiten zu nutzen – wie gerade eben die Fastenzeit.
Wie wäre es, in den Wochen bis Ostern Lieblosigkeit zu fasten und Liebe zu teilen – jene Zeichen der Verbundenheit, die uns fühlen und spüren lassen, was wir einander bedeuten, wofür wir dankbar sind, was wir an uns selbst und aneinander schätzen.
Wir könnten dann wohl
ENTWICKELT AUFERSTEHEN
Das erwähnte, empfehlenswerte Buch:
Hüther, Gerald, Lieblosigkeit macht krank - Was unsere Selbstheilungskräfte stärkt und wie wir endlich gesünder und glücklicher werden, Ullstein, 2022
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