EISIG

Wie faszinierend ist doch das Phänomen der Schneeflocken. Die einzelnen Kristalle, dermaßen filigran, dass selbst ein kleiner warmer Finger zu deren Auflösung führt. Gleichzeitig bringen sie im Verband ein Volumen zustande, das angesichts der Größe einer einzelnen Flocke unvorstellbar wirkt.

Geht die zuerst dicke Schneedecke dann durch Temperaturturbulenzen, manifestiert sich eine Eisplatte, auf der sich Rodeo in der Waagrechten torkeln lässt.

 

Und wie filigran sind wir?

 

Im Anfang steht das Wunder

Die Entstehung neuen Lebens, egal ob Mensch, Tier, Pflanze oder eben auch Eiskristall gleicht einem Wunder. Wie beschützenswert ist doch so ein kleiner Mensch. Niemals hätte ein Neugeborenes Heimtückisches im Sinn. Es holt im besten Fall alle Liebe aus uns hervor, von der wir womöglich gar nichts ahnten.

 

Kannst du dich auch noch an Engel erinnern? Rücklings in den hohen Schnee fallen lassen, Arme und Beine aktivieren und schon ist er real. Was so ein Verband an winzigen Schneeflocken vermag?! Er fängt Kinder, sogar Erwachsene auf, macht sich zum Spielball für uns.

 

Wenn es hart auf hart kommt ...

Im Lauf der Zeit kommen Schwankungen. Wärme bringt den Schnee zum Schmelzen, Kälte schließt die Oberfläche ... und nach wenigen Tagen ist es vorbei mit der bergenden Weichheit. Wir kommen in Berührung mit dem harten Boden einer neuen Realität.

 

Ein paar Tage reichen nicht; aber mitunter Jahre, wiederholte Verletzungen, das Gefühl von Zurückweisung und so weiter lassen uns Kälte ums Herz wehen. Ein Tor, wer sich nicht schützen will. Im ersten Moment. Und im zweiten? Dritten?

 

... bleibe weich!

Mit einem harten Herzen durch das eigene Leben und die Welt zu gehen, ist möglich.

Mit einem harten Herzen wird es gleichzeitig beinahe unmöglich, Menschen wirklich zu begegnen, zu lieben, Vertrauen zu schenken oder anzunehmen. Gewiss gibt es Begegnungen, in denen wir uns tatsächlich ‚warm anziehen‘ sollten. Das ist auch gut so.

Doch fragen wir uns ganz grundsätzlich:

Angenommen, du hättest von nun an nur noch 100 Tage Leben zur Verfügung:

# Welche Temperatur soll in Begegnungen mit dir spürbar werden?

# Wie mögen sich Menschen in deiner Nähe fühlen?

# Welche Spuren willst du hinterlassen?

 

Wir haben die Wahl!

Parteipolitik zu betreiben, die emotionale Kühlschränke produziert, eine Festung propagiert, die auch im Innern das Frösteln leert, Schulterschlüsse mit Eisblöcken forciert, fällt auf umso fruchtbareren Boden, je härter wir Individuen geworden sind. Wollen wir wirklich diese Spuren hinterlassen?

 

Sich verletzbar zu machen, und damit meine ich keine blinde Naivität, birgt mindestens zwei Optionen: an offenem Herzen verletzt zu werden oder auf ein Gegenüber zu treffen, das ebenso schmelzen will, eigene Verhärtungen kennt und dennoch weich bleiben möchte.

 

Ehrlich gesagt, sehe ich keine andere Alternative für ein wirkliches Miteinander, als einander anzuwärmen. Nein, mir gelingt es nicht immer. Leider. Doch, wenn ich glaube, mit Härte mehr voranzubringen, engherzig agiere, es schlicht aus eigenen Kräften gerade nicht kann, hoffe ich auf mein Gegenüber, das für alle Fälle vorgesorgt hat – mit einem warmem Wort! Das wirkt! Wie

FRÜHLING

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