Wenn die Sonne an Intensität zunimmt, treten Kerzen wieder in den Hintergrund. Deshalb beeile ich mich, von meiner Erfahrung zu erzählen:
In der kalten Jahreszeit gönnte ich mir nach langer Zeit das Vergnügen, Kerzen zu gießen. Ich ließ Wachsreste schmelzen, stellte Gläser bereit, platzierte den Docht.
Wochen später erlebte ich Bemerkenswertes beim Anzünden.
ZÖGERLICH
Ich beobachte grundsätzlich gerne das Brennen des Dochtes, bis die Flamme das Wachs erreicht und 'Feuer fängt'. Diesmal war der Weg für den freistehenden Faden ein weiter. Es dauerte. Die Flamme wimmerte vor sich hin, kaum sichtbar. Ob sie bis zum Ziel ihr Brennen verliert?
Kaum kam sie mit dem Wachs in Berührung, änderte sich augenblicklich ihr Charakter: die Flamme zeigte sich unerschütterlich. Der Teller rund um sie wurde weich, flüssig und nährte das Gewebe.
UNTERSCHEIDEN
Ob Sie Zeiten kennen, in denen Sie zögerlich vor sich hin wandelten - kränklich, ängstlich, letztlich einsam? Innerlich brennend, aber das Feuer kommt nicht wirksam an die Oberfläche, säuselt dünn, mit geducktem Kopf vor sich hin. Was kann geschehen?
Bringen wir ein Zündholz an den glimmenden Docht der Kerze, steigt die Flamme sofort hoch. Der Effekt? Rasch ist das Streichholz bis zum Ende verbrannt. Ohne Wachs zieht sich die Flamme danach jedoch ebenso schnell wieder in die Unscheinbarkeit zurück.
Diese Strohfeuer gibt es durchaus auch im Leben. Schnelle Begeisterung, lustbefriedigendes Erleben, Ablenkung, Kick. Und danach? Erreichen diese Erfahrungen Ihren Seelengrund?
Hat der Docht jedoch das Wachs erreicht, vermag er satt zu brennen. Wofür wir uns von Herzen erwärmen, bringt uns an einen Nährboden, der in uns liegt und über uns hinaus reicht. Ein Verschmelzen mit Kräften, die uns zum Strahlen bringen.
Worin erleben Sie diese wärmenden, stärkenden Kräfte?
Welche Menschen setzen Sie kurz in Brand? Welche bringen Sie wahrhaft zum Strahlen?
Zu welchen Inhalten, Gegenständen, Tieren, Landschaften, ... zieht es sie immer wieder hin?
ENTSCHIEDEN
Das Zusammenspiel mit unserem innersten Nährboden bringt uns zu Lebendigkeit. Dieses Leuchten lässt uns in Wort und Tat wirksam werden - mit anderen, für andere. Die Unterscheidung der Strohfeuer mit ihren funkelnden Raketen von den nahrhaften Leuchtquellen ist uns möglich, wenngleich nicht immer auf den ersten Blick. Wachsamkeit hilft!
Und es besteht Hoffnung, damit die Dunkelheit von Gedanken und Parolen zu erhellen.
Wachsen wir über uns hinaus!
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